Stimmungsvoller Empfang der Olympiateilnehmer*innen
02. September 2024Drei Asse sind verhindert
Inklusive der jungen Bahnrad-Sprinterin Alessa-Catriona Pröpster, die als Ersatzfahrerin in Paris nicht zum Einsatz kam, waren 15 von der Sporthilfe geförderte Asse bei den Olympischen Spielen dabei. Ein Großteil davon hatte es sich nicht nehmen lassen, nun im feierlichen Rahmen in Worms aufzuschlagen. Lediglich die 3.000-Meter-Hindernis-Läuferinnen Olivia Gürth und Gesa Krause, die beim Diamond League Meeting in Rom starteten, sowie Steuermann Jonas Wiesen aus dem Deutschland-Achter, der an diesem Samstag heiratet, fehlten aus triftigen Gründen.
Jede Minute mitgefiebert
In vier Talkrunden entlockte Moderator Christian Döring den Spitzenkönnern Bekanntes und Unbekanntes. Unter dem Motto „Die Schnellen – Sturzrisiko inklusive“ nahmen 800-Meter-Läuferin Majtie Kolberg sowie die beiden Bahnradsprinter*innen Alessa-Catriona Pröpster und Luca Spiegel auf den weißen Podiumssofa Platz. Letzterer war im Keirin bei Tempo 60 gestürzt. „Nach dem Sturz ging es mir eigentlich ganz gut – das war nichts Schlimmes“, verriet Spiegel. „Ich war megahappy, dass ich überhaupt im Halbfinale stand. Mit ganz dickem Abstand bin ich Bestzeit gefahren – ich war darüber überglücklich, konnte es kaum glauben.“ Pröpster, die vielleicht bald ein Psychologiestudium beginnen will, verriet: „Ich habe jede Sekunde und jede Minute mitgefiebert mit den Jungs und Mädels, habe so etwas wie Flaschenträgerin gemacht – die anderen motivieren, unterstützen, einfach da sein. Ich nehme Erfahrung mit und auf jeden Fall eine ganz Packung Motivation für 2028.“
Ganz große Gefühle
In Talkrunde Nummer zwei („Die Akrobaten – am Boden, im Wasser und in der Luft“) kitzelte Döring aus der Rhythmischen Sportgymnastin Hannah Vester, Slalomkanutin Ricarda Funk und Trampolinturner Fabian Vogel einiges heraus. Zum Beispiel, dass Funk 2028 gerne zum zweiten Mal Olympiasiegerin werden möchte. „Das Feuerchen, das brennt in mir“, sagte die Frau vom KSV Bad Kreuznach, die als Weltranglisten-Zweite andere Ziele hatte als Platz elf. „Auch wenn es mir schwerfällt, dran zu glauben, dass ich nach dieser Niederlage auch stärker zurückkommen werde – aber ich glaube dran.“ In jedem Fall sei es für sie Olympische Spiele der ganz großen Gefühle gewesen. „Am Start hat mein Herz ganz schön gepochert, ich war massiv nervös. Ich war unheimlich dankbar, dass meine Freude und Familie die Spiele mit mir zusammen erleben durfte – auch wenn es nicht das Happy End gab.“ Auch die junge Vester schwärmte: „Die Atmosphäre war atemberaubend. Viel schöner und aufregender, als wir uns das ausgemalt haben – es war der Hammer.“ Vogel erhielt allein schon dafür einen warmen Applaus, weil es mit ihm nach zwölf Jahren zum ersten Mal wieder ein deutscher Trampolinturner zu Olympia gebracht hatte. Sportlich lief es auch für den Synchron-Weltmeister, der in Paris im Einzel antrat, weil es bei Olympia keinen Synchronwettbewerb gibt, suboptimal: „Natürlich hatte man sich mehr erhofft. Aber nächstes Jahr bei den World Games will ich mit meinem Partner auf Gold angreifen.“
Kaul fehlt der Ausgleich
Zehnkämpfer Niklas Kaul betonte, er sei „rückblickend stolz auf meinen achten Platz“. Der Star vom USC Mainz betonte: „Zehnkampf ist immer schwierig, immer anders. Ich bin stolz darauf, einen Zehnkampf beendet zu haben bei Olympischen Spielen – das ist mein Kindheitstraum gewesen.“ Dass der Ex-Weltmeister hinter seinen eigenen Erwartungen zurückblieb, lag „vielleicht auch daran, dass ich für mich zu viel erwartet habe und Probleme hatte, dass auf die Bahn zu bringen. Dass ich ein Urlaubssemester eingelegt hatte, war sicherlich nicht zielführend. Der Ausgleich zum Sport hat mir gefehlt – diese Lockerheit, diese Leichtigkeit.“ Sein Fazit: „Ich finde es eigentlich gar nicht so schlimm, wie es gelaufen ist.“ Wie Kaul möchte auch „Marathon-Man“ Samuel Fitwi 2028 in Los Angeles nochmal seinen Hut in den Ring werfen. Dafür trainiert Fitwi nach eigener Aussage 170 bis 200 Kilometer pro Woche. Das kriegen viele mit dem Auto nicht hin.
Zernikel selbstkritisch
Wie viele Speere sie pro Monat durch die Luft schleudern, verrieten Christin Hussong und Julian Weber nicht. Aber beide betonten nach ihren jeweils dritten Olympischen Spielen, dass sie durchaus Bock auf einen weiteren Auftritt bei Olympia hätten – in L.A. 2028. Platz sechs in Paris war nicht Webers Wunschtraum. „Ich hatte extrem viel drauf, bin in der Form meines Lebens und es war echt schade, dass ich es nicht auf dieser wunderschönen großen Bühne zeigen konnte. Ich gehöre seit vielen Jahren zu den Besten der Welt – und kann mich damit sehr glücklich schätzen.“ Hussong sagte: „Ich habe dieses Jahr nach einer Verletzung endlich wieder gelernt, meinem Körper zu vertrauen und bin stolz, dass ich wieder zeigen konnte: ich gehöre dazu.“ Selbstkritische Töne gab es von Stabhochspringer Oleg Zernikel zu hören. „Ich glaube, ich habe mich am meisten darüber geärgert, dass es wieder nur der neunte Platz war – und nur 5,70 Meter.“ Er sei noch immer damit beschäftigt, den Wettkampf von Paris zu verarbeiten, „noch immer nicht im Hier und Jetzt angekommen.“
Medaille flickt das Herz
Höhepunkt des Abends der Talk mit Sprinterin Sophia Junk, die mit der 4x100-Meter-Staffel Bronze geschnappt hatte – diesmal die einzige Olympia-Medaille aus rheinland-pfälzischer Sicht. Vor ihrem Start in Paris sei sie wider Erwarten extrem nervös gewesen. „Ich hatte mir aber ein Konzept zurecht gelegt, wie ich mit so einer Nervosität umgehe. Ich habe nur noch auf den Startblock geguckt und mir die Dinge vorgesagt, die ich umsetzen möchte: ´Wir machen das jetzt so wie immer. Machen keinen Fehler, holen das Staffelholz mit. Beschleunigung. Hohes Knie.“ Dass ihr Körper nicht fit genug war fürs Finale, habe sie eine Menge Tränen gekostet. „Das war immer so Kopf gegen Herz. Bei mir sind sehr viele Tränen geflossen. Ich musste das den Mädels in der Teamsitzung sagen. Die haben auch alle geheult. Mittlerweile bin ich stolz, dass wir es als Team geschafft haben am Ende des Tages.“ Die Medaille habe ihr gebrochenes Herz geflickt. Und zum Schluss sagte die Sprinterin von der LG Rhein-Wied noch: „Die Sporthilfe Rheinland-Pfalz hat mich aufgefangen in meinen schwierigsten Zeiten. Ein Riesen-Dankeschön an die Sporthilfe. Auch die Spitzensportförderung in Rheinland-Pfalz hat einen Riesenanteil. Ohne die ganzen Förderer, die wir an unserer Seite haben, ist es nicht möglich, heute von solchen Erfolgen zu sprechen.“ Sportminister Michael Ebling war begeistert, als Sophia Junk auf dem Podiumssofa ihre bronzene Medaille aus der Jutetasche hervorzauberte. Bronze sei fantastisch. „Riesenrespekt für so eine Leistung. Mir imponiert immer, wenn Menschen eine Medaille mit einer wahnsinnigen Disziplin in den Fokus nehmen.“ Ähnlich äußerte sich auch der neue Ministerpräsident Alexander Schweitzer in seiner Videobotschaft.
Scheck über 94.000 Euro
Vor dem großen Finale überreichte Lotto-Geschäftsführer Jürgen Häfner noch einen symbolischen Scheck in Höhe von 94.000 Euro an Medaillengewinnerin Junk stellvertretend für das Team RLP. Bei dem Geld handelte es sich um die Prämien für die Olympiateilnehmer*innen und deren Heimtrainer*innen, finanziert aus den Mitteln der GlücksSpirale.