Sportbund Rheinhessen feiert das Ehrenamt

09. Dezember 2024

75 Jahre Sportbund Rheinhessen sind ein Grund zum Feiern. Doch nicht das Jubiläum, sondern das Ehrenamt sollte im Mittelpunkt des Festakts in der Wormser EWR Turbinenhalle und Kesselhaus stehen. Entsprechend war auch der Termin gewählt – nicht am eigentlichen Geburtstag im Sommer, sondern im Winter, zwei Tage nach dem Internationalen Tag des Ehrenamts. „Wir sind Sport – Rheinhessen vereint“, hieß das Motto des Jubiläumsjahres und Abends, den Sportbund Rheinhessen Vorstand Thorsten Richter nicht als Jubiläums-Gala, sondern als „Sportheroes-Gala“ überschrieb. „Das Ehrenamt wird in Rheinhessen von den Vereinen und Verbänden hochgehalten. Deshalb haben wir heute neben dem Hauptausschuss mit den Fachverbandsvertreter*innen auch alle Personen eingeladen, die in diesem Jahr vom Sportbund Rheinhessen für Ihr Wirken ausgezeichnet wurden.“ Sportbund Rheinhessen Präsident Klaus Kuhn zitierte in seiner Begrüßung gar den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss mit der Aussage „Demokratie lebt vom Ehrenamt“, ehe er Gäste aus Politik, Wirtschaft und anderen Sportbünden willkommen hieß. „Wir möchte heute nicht uns feiern, sondern euch und euer Engagement in den Vereinen und Verbänden“, lauteten Kuhns Worte zur feierlichen Eröffnung des Festaktes. 

Dominik Nagel vom Hausherren EWR freute sich in seinem Grußwort ebenso über die Partnerschaft mit dem Sportbund Rheinhessen wie über Ehrenamtliche, „die sich tagtäglich mit Herzblut der Stärkung der Gemeinschaft widmen“. Sein Credo: „Ein Ehrenamt ist weit mehr als eine Aufgabe. Es ist Lebenseinstellung und Fundament unserer Vereine.“

Ehrenamtliche waren aber nicht nur im Publikum vertreten, sondern standen auch auf der Bühne im Mittelpunkt bei der Vorstellung der rheinhessischen Ehrungsgala. Im vergangenen Jahr hatte der Sportbund seine Vereine und Verbände dazu aufgerufen, Bewerbungen von besonders engagierten Menschen einzusenden. Vier von ihnen wurden als Sportheroes ausgezeichnet und ausgewählt, im Jubiläumsjahr 2024 bei einer Vielzahl von Veranstaltungen des Sportbundes stellvertreten die vielen Ehrenamtlichen zu repräsentieren. Bei der Jubiläumsfeier absolvierten Svenja Siegel (DSG Breitenthal), Uschi Knieling (TSG Heppenheim), Gerd Offer (TV Bodenheim) und Christian Wölfelschneider (TSG Mainz-Bretzenheim) nun ihren letzten offiziellen Auftritt und hatten im Gespräch mit den Moderator*innen Sarah Pedersen und Alexander Beuerle einiges über ihre Erlebnisse der vergangenen Monate zu berichten. Insbesondere erläuterten sie aber ihre Beweggründe, sich ehrenamtlich zu engagieren und diese Tätigkeit auch anderen nahe zu bringen. Mit tosendem Applaus wurden sie verabschiedet.

Wölfelschneider war dann auch Teil der von Richter moderierten hochkarätigen Podiumsdiskussion. Mit in der Runde saßen die Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Ministerium des Inneren und für Sport, Simone Schneider, der Präsident des Südwestdeutschen Fußballverbands, Thomas Bergmann, Professor Lutz Thieme vom Lehrstuhl für Sportmanagement am RheinAhrCampus Remagen sowie die Vizepräsidentin des Leichtathletikverbands Rheinhessen, Corinna Tentrup. Schneider stellte dabei eine weitere Erhöhung der Sportfördermittel in Aussicht. Diese ist nach Ansicht der weiteren Podiumsteilnehmer auch dringend nötig. Mehrfach wurde am Abend Anzahl und Zustand von Sportstätten im Land thematisiert. Noch lauter war jedoch der Ruf nach Entbürokratisierung zu vernehmen. „Es werden Spezialisten für jeden Bereich gebraucht, die Anforderungen werden immer spezifischer, was zu einer Überlastung des Ehrenamts führt“, kritisierte Richter, was Wölfelschneider mit der Frage nach nachhaltigen und strukturellen Veränderungen ergänzte. „Sport bewegt Menschen auf vielen Ebenen – emotional, psychisch, körperlich. Aber die Sportstätten-Kapazitäten sind ausgeschöpft und wir haben so Schwierigkeiten, neue Gruppe für die neuen Mitglieder aufzumachen.“

Thieme bestätigte aus einer aktuellen Studie aus Rheinland-Pfalz, an der rund 4.000 Vereine teilgenommen haben, dass in den Vereinen das Gefühl der Überforderung zunimmt. Dennoch lässt die Bereitschaft zum Ehrenamt nicht nach. Allerdings kämen nach den Boomern nun geburtenschwächere Jahrgänge, womit auch weniger Menschen fürs Ehrenamt bereitstünden. „Wir müssen in Rheinland-Pfalz sehr stark über Entlastung und Entbürokratisierung nachdenken“, benannte Thieme einen Lösungsansatz. Corina Tentrup skizzierte einen Weg, wie sich der Sport in Strukturreformen einbringen konnte. Beim Stadionneubau in Alzey, dort ist ein leichtathletisches Schmuckkästchen entstanden, wirkten Verband und Kommunalpolitik sehr eng zusammen. Herausgekommen ist eine Anlage, die es erlaubt, dass sogar größere überregionale Veranstaltungen stattfinden können. „Hier wurde nicht nur Schulbedarfe, sondern auch die des Sports mitgedacht“, lobte die Finanzchefin der Leichtathleten. Schneider und Richter betonten beide, dass der Weg zu mehr Abstimmung bereits durch regelmäßige Treffen zwischen Staatssekretärin und dem organisierten Sport installiert seien und erste, gute Früchte trage. Aus Reihen des Sports wurde darauf auch der Ruf nach einer eigenen Abteilung für Sport im Innenministerium laut, um besser als wie bisher über ein Referat, vertreten zu sein.  „Es würde dem Stellenwert des Sports einfach gerechter werden“, hob Richter hervor.

Auflockerung erhielt das Programm durch zwei sportliche Showacts, bei denen die Kunstradfahrerinnen des RV Mainz-Ebersheim und die Sportakrobatinnen des SAV Mainz-Laubenheim ihr spektakuläres Können darboten. Zudem wurden die zwölf Gewinnervereine der Aktion „Herzsicher!“ mit Defibrillatoren ausgestattet. Bei den Vereinen SV 2020 Gumbsheim, SC Lerchenberg, TSV Gundheim, TSV Rhenania Rheindürkheim, FC Viktoria Hennweiler, VfL Rüdesheim, VfL Algenrodt, FC Lörzweiler 1961, TSG 1846 Bretzenheim, TV 1848 Bodenheim, TSG Worms Heppenheim und DSG Breitenthal 95 dürfen sich zudem die Übungsleiter*innen auf eine Schulung in Herzdruckmassage sowie eine umfassende Betreuung durch die Björn Steiger Stiftung sowie die BKK24 freuen. Im Talk mit Alexander Beuerle betonten Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn-Steiger-Stiftung sowie Tobias Palm, Regionalleiter der BKK24, wie wichtig es ist, Gesundheit und Reanimation in die breite Fläche der Bevölkerung zu tragen. Der Sportbund Rheinhessen hat dies mit eigenen Erste-Hilfe-Kurse für den Sport bereits zum Laufen gebracht.

Den Abschluss des Abends bildete die von Kuhn und Schneider durchgeführte Verleihung der Sportplakette des Bundespräsidenten an den ASV Bingen, der in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen feierte. Und bei aller Kritik ließ sich als positives Fazit des Abends festhalten, dass der Sport in Rheinhessen wieder boomt. Nach drei Jahren deutlich ansteigender Mitgliederzahlen ist die Corona-Delle endgültig überwunden. Auch das war ein Grund zum Feiern.

 

Die Kunstradfahrerinnen des RV Mainz-Ebersheim zeigten ihr Können

 

Der SAV Mainz-Laubenheim überzeugte mit hochklassiger Sportakrobatik

 

Der ASV Bingen erhielt die Sportplakette des Bundespräsidenten

 

Zwölf Vereine freuten sich über den Erhalt von Defibrillatoren