LSB und Stiftung Sporthilfe RLP ziehen nach den Olympischen Spielen Bilanz

13. August 2024

15 Starter*innen, eine Medaille: So fällt die Bilanz der rheinland-pfälzischen Sportler*innen bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris aus. Obwohl als einzige/r Sportler*in eines rheinland-pfälzischen Vereins Sprinterin Sophia Junk (LG Rhein-Wied) mit der 4x100-Meter-Staffel der Frauen Edelmetall gewinnen konnte, besteht laut Thomas Kloth, Hauptgeschäftsführer und Leistungssport-Abteilungsleiter beim Landessportbund Rheinland-Pfalz (LSB), kein Grund, Trübsal zu blasen.

„Woran ich mich dran messen lasse, ist die Teilnehmer-Zahl“, betont Kloth. „Und da sind es bei den letzten drei Olympischen Spielen immer zwischen 15 und 17 gewesen.“ Das sei okay. Wobei es das klare Ziel sei, zu den kommenden Spielen im Jahr 2028 in Los Angeles deutlich mehr Sportler*innen zu entsenden. „Bezogen auf die Einwohnerzahl von Rheinland-Pfalz müssten wir im bundesweiten Vergleich mindestens 19 Olympia-Starter*innen stellen“, erläutert Kloth.

Hinter Junk, die im Finallauf wegen muskulärer Probleme nicht zum Einsatz kam, zuvor aber entscheidend zum Erfolg der DLV-Staffel beigetragen hatte, schnitt von allen Athlet*innen aus dem „Team Paris RLP“ Ruderer Jonas Wiesen (RG Treis-Karden) am besten ab. Der 28-Jährige verpasste mit dem Deutschlandachter eine Medaille nur knapp und fuhr mit dem vierten Platz ein Ergebnis ein, dass den Erwartungen entsprach. Jeweils Platz sechs sicherten sich Julian Weber (USC Mainz) im Speerwurf und Bahnradfahrer Luca Spiegel (RV Offenbach/Queich) im Team-Sprint – Spiegel wurde zudem noch Neunter im Keirin. Der frühere Zehnkampf-Weltmeister Niclas Kaul (USC Mainz) sicherte sich nach einem suboptimalen ersten Tag dank seiner bärenstarken Resultate im Speerwurf und 1.500-Meter-Lauf auf den letzten Drücker noch einen soliden achten Rang, für Oleg Zernikel (ASV Landau) langte es im Stabhochsprung zu Platz neun. Während die amtierende Kanuslalom-Olympiasiegerin Ricarda Funk ihren Titel nicht verteidigen konnte, am Ende Elfte wurde und in der neuen Disziplin Kanu-Cross im Viertelfinale ausschied, überquerte Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) über 3.000 Meter Hindernis die Ziellinie als Vierzehnte. Dreizehnte mit dem Team der Rhythmischen Sportgymnasiast*innen wurde Hannah Vester (TB Oppau). Nach einem grandiosen Lauf kam Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) im Marathon als Fünfzehnter ins Ziel. Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier) verpasste das Finale über 3.000 Meter Hindernis trotz persönlicher Bestleitung um eine Hundertstelsekunde. Über 800 Meter kam Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler/TV Sinzig) ebenfalls trotz persönlicher Bestleistung nicht über das Halbfinale hinaus. Speerwerferin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) und Trampolinturner Fabian Vogel (MTV Bad Kreuznach) scheiterten jeweils in der Qualifikation. Bahnradsprinterin Alessa-Catriona Pröpster (RV Offenbach/Queich) kam als Ersatzfahrerin nicht zum Einsatz. Ihre Zeit aber wird ganz sicher noch kommen.

„Ich bin kein Freud von Medaillenzählen“, stellt Thomas Kloth klar. „Jede unserer Sportlerinnen und jeder unserer Sportler, die bei Olympia dabei sind, hat in den meisten Fällen auch das Niveau, eine Finalplatzierung zu erreichen. Vor drei Jahren in Tokio war bei den fünf Medaillen alles Glück der Welt auf Seiten der Rheinland-Pfälzer. Von diesen Medaillengewinnern war jetzt nur noch Ricarda Funk am Start – die anderen sind wie Jason Osborne in eine andere Sportart gewechselt oder haben ihre Karriere beendet.“ Von den 15 Paris-Starter*innen seien immerhin sechs bereits in Tokio mit von der Partie gewesen. „Im Bundesländer-Vergleich liegen wir gar nicht so schlecht“, betont der LSB-Hauptgeschäftsführer. „Sachsen hatte 19 Teilnehmer, Sachsen-Anhalt um die 15. Und ich weiß, was diese Länder in den Leistungssport investieren – das ist eine andere Hausnummer. NRW, Bayern und Baden-Württemberg sind in diesem Ranking vorne, Hessen und Niedersachsen haben auch um die 29 oder 30 Olympia-Teilnehmer.“ Kloth wörtlich: „Mit 15 Teilnehmern sind wir absolut happy. Wir machen häufig den Fehler, dass wir viel zu kritisch sind. Dabei haben wir für uns als LSB das wichtigste Ziel erreicht, indem wir 15 Teilnehmer gestellt haben. Mehr war nicht realistisch, gerade angesichts der Abgänge von fünf, sechs Weltklasse-Athleten. Nichtsdestotrotz wollen wie in Richtung L.A. 19 bis 20 Teilnehmer stellen, das ist die Zielsetzung.“

Ähnlich sieht es Miriam Welte, Vorsitzende der Sporthilfe Rheinland-Pfalz und früher LSB-Vizepräsident Leistungssport. In einigen Sportarten habe man auch echt Pech gehabt, analysiert die Teamsprint-Olympiasiegerin von 2012. Ricarda Funk habe im Kanuslalom einfach eine blöde Welle erwischt und eine Torstange an den Kopf bekommen. Aber auch so etwas gehöre zum Sport dazu. „Ricardas Rennen habe ich live an der Kanustrecke erlebt und es hat mich tief getroffen, weil ich weiß, wie das ist, wenn man mit dem Druck als amtierende Olympiasiegerin ins Rennen geht und mindestens wieder eine Medaille holen will. Dass Ricarda enttäuscht war, ist absolut nachvollziehbar.“ Luca Spiegel sei im Teamsprint „eine phänomenale Zeit gefahren“. Dies zeige, über welch ein Potenzial der 20-Jährige verfüge. „Ansonsten haben wir viele junge und talentierte Sportler*innen, die Hoffnung für die Zukunft machen. Wir hoffen, dass sie die Zeit bei den Olympischen Spielen motiviert hat, um weitere vier Jahre hart zu arbeiten – und sich bei den nächsten Olympischen Spielen mit der einen oder anderen Medaille belohnen zu können.“ Unter dem Strich hätten sich alle RLP-Asse toll präsentiert. Bei Funk oder Weber hätte auch ein wenig das Fünkchen Glück gefehlt.